✕
Kindergarten und Krippe, Aarau
- Verfahren: offener Wettbewerb, 3. Preis
- Zusammenarbeit: mit Denkart Architekten
- Holzbau: Timbatec Holzbauingenieure
- Auftraggeber: Stadt Aarau
- Datum: Februar 2015





Situation und Umgebung
Vom Waldgebiet ,Im Winkel’ her kommend führt der Weg entlang der Sportanlage und der Kirche hinein in die erweiterte Schulanlage Buchs-Rohr und durch das Tor zwischen altem Gemeindehaus und Post wieder hinaus zum Schachenbalkon, wo sich der Blick über die Aareebene auf das Juragebirge weitet.
Der Entwurf sieht für die Aufwertung dieses für Rohr wichtigen Knotenpunktes einige Massnahmen vor. Durch das Pflanzen neuer Bäume an der Hauptstrasse wird der Strassenraum gestärkt und gleichzeitig der Platz vor dem alten Gemeindehaus und der Post räumlich klarer definiert. Die bestehenden begrünten Strasseninseln werden chaussiert, um den Platzbereich zu erweitern und zu öffnen. Die chaussierte Fläche unter den Bäumen kann mit Sitzgelegenheiten ausgestattet und mit Poller zusätzlich von der Strasse getrennt werden. Die Hinterdorfstrasse erhält zum Kirchweg hin eine neue Kante, welche den motorisierten Verkehr an der Schulanlage vorbei in das Quartier leitet. Der Platz um das alte Gemeindehaus wird mit dem Kirchweg, dem Trottoir Hinterdorfstrasse und der neu angelegten chaussieren Fläche um die ,Schützen-Linde’ verbunden. Der Platz bei der ,Schützen-Linde’ leitet in die Schulanlage ein und erweitert den relativ schmalen Kirchweg gegen Osten hin für ankommende Schüler und Fussgänger.
Die bestehenden Schulgebäude sind um einen grosszügigen, durchgrünten Freiraum angeordnet. Sie schirmen den Pausen- und Spielbereich von Strasse und Quartier ab. In der gleichen Art bilden die beiden Funktionseinheiten Kindergarten und FuSTA Kirchweg, welche im vorliegenden Entwurf als unabhängige, eingeschossige Baukörper in Erscheinung treten, den nördlichen und nordöstlichen Abschluss des landschaftlich geprägten Schulhofs, wobei die bestehende Turnhalle den östlichen Abschluss bildet. Die Eingänge der neuen Gebäude liegen am Schulpark.
Funktion und Typologie
Der neue Kindergarten positioniert sich an der Hinterdorfstrasse. Das Gebäude Hort/Krippe ist parallel zur Turnhalle ausgerichtet, von der Hinterdorfstrasse abgerückt und gegenüber dem neuen Kindergarten leicht abgedreht. Dadurch entsteht eine neue quartiersseitige Eingangssituation in den erweiterten Schulpark, welche auch als Parkplatz und Vorfahrt für die Gebäude Kindergarten, FuSTA und Turnhalle dient.
Die Gebäude Kindergarten und FuSTA sind ähnlich strukturiert und gestaltet. Beide Gebäude sind ebenerdig organisiert. Die Haupträume erstrecken sich jeweils über eine gesamte Gebäudelänge, wo sich ein gedeckter Aussenbereich vorlagert. Da Vordächer den Tageslichteinlass verringern, sind die Haupträume um 80 cm erhöht. Die Baukörper erhalten dadurch eine wohltuende Betonung der Längsrichtung und ihre Ausrichtung wird klar ablesbar.
Die erhöhten Haupträume des Kindergartens sind gegen Süden hin ausgerichtet. Zusammen mit der feinen vorgelagerten Holzstruktur, welche den gedeckten Eingangsraum definiert, bilden diese die angemessene Hauptfassade zum neu erweiterten Spielpark östlich des Kirchwegs, der sich über fast 90 m bis zur Kirche erstreckt. Betritt man die Kindergarteneinheiten, welche sich entlang dem neuen Weg aufreihen, so gelangt man über eine Garderobenzone direkt in die Haupträume. Nordseitig, im niedrigen Gebäudeteil, sind die Gruppenräume, sowie die Nebenräume angeordnet.
Das Gebäude Hort/Krippe gliedert sich in einen Ost-, West- und Mittelteil. Die Krippenräume und der Aufenhalts-/Essraum sind gegen Osten ausgerichtet, wo die Aussenspielflächen vom Schulbetrieb geschützt sind. Die Mehrzweckräume und Büros richten sich auf den Schulpark im Westen, wo sich auch der Eingang mit Kinderwagenraum befindet. In der Gebäudemitte sind um die separaten Eingangsräume für Krippe und Hort, die dienenden Räume und die Küche angeordnet.
Konstruktion
Für die Neubauten FuSTA und Kindergarten wird ein konventionelles vorfabriziertes Holzbausystem vorgeschlagen. Die Holzständerwände werden direkt auf die Bodenplatte aus Recyclingbeton gesetzt. Im Bereich der Verglasung sind Stützen und Überzüge vorgesehen. Die Hohlkastenelemente überspannen die Räume von tragender Mittelwand zu Aussenwand. Die Vordachelemente mit integriertem profiliertem Dachrand sind aus starken Holzplatten gefertigt, welche gebäudeseitig auf den Hohlkastenelementen liegen und gegen aussen von Holzstützen getragen werden. Die Stützen überschneiden sich mit dem Vordach und verleihen diesem Leichtigkeit und dem Gebäude Eleganz. Die Aussenhaut besteht aus einer hinterlüfteten, gestrichenen Fassadenschalung, die durch aufgesetzte Zierhölzer gegliedert und verfeinert wird.
Holz ist ein nachwachsender, langlebiger, biologisch abbaubarer Baustoff, der gegenüber der Massivbauweise in Punkto Treibhausgasemissionen und grauer Energie etwas besser abschneidet. Die Holzelemente tragen und dämmen gleichzeitig, der Repetitionsgrad der Vorfabrikation ist hoch. Dies wirkt sich positiv auf die Kosten aus. Die Vorfabrikation hat den weiteren Vorteil, dass die Elemente witterungsgeschützt und -unabhängig produziert werden können. Der Rohbau ist in sehr kurzer Zeit erstellt und abgedichtet, sodass in Kürze die Haustechnikinstallationen, der Innenausbau, die Fassaden und das Dach fertiggestellt werden können. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise aus Backstein und Beton werden die Mehraufwände des Holzbaus in Planung und Vorfabrikation durch die erheblich verringerte Bauzeit und die dadurch eingesparten Kosten für Baustelleninstallationen und Provisorien wieder aufgehoben.
Die vorgeschlagene Bauweise erfüllt die Bedingungen von Minergie-ECO. Die erforderlichen Energiewerte können eingehalten werden. Es werden ökologisch verträgliche Produkte verwendet. Dadurch, dass die Überzüge in der Ebene der Hohlkastendecke integriert sind, ist im Innenraum kein Fenstersturz sichtbar. Dank der Erhöhung der Haupträume wird eine Art Oberlicht ausgebildet, das die Räume bis in die Tiefe mit Tageslicht durchflutet. Das Vordach schützt die Räume im Sommer vor Überhitzung. Im Winter, bei niedrigem Sonnenstand, kann dank der grossen Fenster mit einem hohen solaren Wärmegewinn gerechnet werden. Für ein gutes Innenraumklima sorgt die kontrollierte Lüftung. Die warmen Holzoberflächen, die farbigen Böden und die grossen Fenster schaffen eine angenehme, kinderfreundliche Raumatmosphäre.
Die Reservefläche für eine zusätzliche Erweiterung und Verdichtung der Schulanlage bietet der vorliegende Entwurf auf dem Dach: Die einfachen Flachdächer der beiden Gebäude machen eine Aufstockung und somit eine Verdoppelung der Geschossfläche möglich. Eine entsprechende statische Auslegung der Wandelemente kann in der Projektierung berücksichtigt werden.
Die gültigen Brandschutzvorschriften werden eingehalten, der Gebäudeabstand ist genügend. Die Behindertengerechigkeit ist gewährleistet.
Haustechnik
Die beiden Funktionen Kindergarten und FuSTA werden als zwei unabhängige Gebäude in konzipiert, welche von einer gemeinsamen Haustechnikzentrale im FuSTA-Gebäude bedient werden. Die Flachdächer eignen sich für die Installation einer PV-Anlage.